Rezension "Totensonntag"

von Metalroxx.com

Immer wieder etwas Neues – dies scheinen sich wohl auch die Spielmannsleut von CUMULO NIMBUS gedacht haben, als sie sich dazu entschieden die Renaissance mit dröhnendem Heavy Metal in Einklang zu bringen. Klar sind mittelalterliche Klänge und Instrumente in der metallischen Klangwelt keine Neuigkeit vor dem Herrn, aber dennoch schafft es das Sextett sich von der breiten Masse abzuheben und eigenständig zu klingen. Da bin ich gespannt, was uns die Gewitterwolken wohl für einen düsteren „Totensonntag“ bescheren werden – immerhin steht Allerheiligen vor der Tür und die Familienzusammenkunft braucht schließlich eine musikalische Untermalung! Respekt – mir gefällt sofort und erstmal ohne Einschränkung was ich zu hören bekomme. Atemberaubende, fesselnde und außergewöhnliche Melodien dringen in mein Ohr, atehrwürdige Instrumentalklänge schmeicheln sich um die Ohrmuschel und dröhnend-druckvoller Metalsound lässt mich im Hier und Jetzt verweilen und nicht in eine andere Welt abdriften. Die Landshuter können mich fesseln wie seit langem keine Band mehr auf diesem Sektor. Abwechslungsreichtum, Düsternis, Beklemmung, instrumentelles Können vermengen sich zu einer musikalisch einwandfreien Melange und vor allem die unterschiedlichen Stimmungen lassen es einem gleichzeitig heiß und bitterkalt werden. Freude wird zu abgrundtiefer Trauer, Frohsinn zu bitterer Verzweiflung, Wut und Hass zerschlagen sich und lassen pure, sehnsuchtsvolle Melancholie aufleben. Also wenn das mal kein Spiel mit den menschlichen Emotionen ist, dann weiß ich auch nicht. Versehen wird dieses Gefühlschaos dann noch mit tiefschürfenden Texten und eben dieser herrlichen Klangkulisse. Alles ist aufeinander abgestimmt und eine richtig einschlagende Schwachstelle suche ich vergebens! Die Geister des Totensonntag werden mit dem düsteren Intro „Dämmerung“ erweckt, bevor man mit dem leicht beschwingten „Carpe Noctem“ in die Songreihe einsteigt. Wenn einem vor Furcht selbst die Knochen schlottern und kirchliche Choräle erklingen, dann ist es Zeit für den unheilvollen „Knochenmann“, der einen geradewegs über den morbiden „Totensonntag“ in den Tod führt. In der schwarzen Dunkelheit angekommen, klappern die schneidenden Riff-Mühlenräder der alten Mühle, welche mit für CUMULO NIMBUS rasanter Geschwindigkeit das Album voran treibt. Bevor man endgültig an Selbstmord denkt, verzaubern einen die vielschichtigen Melodien von „Blutrote Segel“ und man wird auf eine verbindende „Irrfahrt“ geschickt, welche uns zum recht fröhlichen Trinklied „Flüssig Gold“ (oh so ein warmer Met wäre schon was feines jetzt, denn mir frieren die Füße) geleitet. Schwarz-romantisch und facettenreich zeigt sich die „Stadt Unter Wasser“, furios wird es mit „Erbarmen“ und alles Endet mit „Aderlass“. Der „Totensonntag“ ist musikalisch einfach eine Wucht und zeigt, wie stark auch heutige Bands noch sein können. Nichts klingt wie schon 1000fach gehört, Renaissance, Metal der 80er und folkiges Mittelalter werden auf höchstem Niveau miteinander verwoben und diese Verbindung lässt Arrangements zu Tage kommen, welche einfach jeden fesseln – mich tun sie es zumindest! CUMULO NIMBUS überzeugen auf ganzer Linie! Unbedingt testen und natürlich kaufen! Punkte: 9/10

Tanja Proissl