Rezension "Totensonntag"

von HardHarderHeavy

Auch mal wieder eine nette Stilbeschreibung: Renaissance Metal. Als Renaissance wird in der Regel eine kunst- und kulturgeschichtliche europäische Epoche bezeichnet, die sich vom späten 14. bis ins 17. Jahrhundert erstreckte. Fassen Cumulo Nimbus nun Klänge aus der Renaissance auf und vermischen sie mit Metal? Eine Frage, die ich nicht grundlegend beantworten kann. Die Unterschiede zu dem, was man gemeinhin als Mittelalter Metal bezeichnet, sind auf TOTENSONNTAG nur wenig zu hören. Die Texte sind beispielsweise genauso klischeehaft traditionell wie auch bei In Extremo und Konsorten. Dafür agieren Cumulo Nimbus (bedeutet übrigens soviel wie Gewitterwolken) teilweise Metal-liker als manch andere Mittelalter-Band, was sich besonders im knackigen Gitarrenspiel hervortut. Und obwohl sie heuer erstmals mit mir zusammentreffen, sind sie auch nicht ganz neu im Geschäft. Die Band existiert seit 2000, und laut den Metalarchives haben sie auch schon einige Releases am Start. Das Quintett greift auf einige traditionelle Instrumente wie Flöte, Mandoline, Violine und Blockflöte zurück, was den Sound auch irgendwie auszeichnet und ein interessanter Kontrast zu den druckvollen Metal-Parts ist. Sehr gut kommt das beispielsweise beim Titeltrack "Totensonntag" zum Vorschein. Aber auch tolle Melodien haben Cumulo Nimbus auf Lager: "Carpe Noctem" oder "Knochenmann" kann ich hier mal als Referenz nennen. "Blutrote Segel" samt dem folgenden Instrumental "Irrfahrt" kommt besinnlich und auch etwas melancholisch rüber. Dagegen ist "Flüssig Gold" recht druck- und schwungvoll und auch als Mitgröhl-Song bestens geeignet. "Stadt unter Wasser" wälzt fast in schwerfälliger, doomiger Manier, hat aber wieder einige melodiöse Highlights zu bieten. Akustisch und besinnlich startet "Erbarmen", intensiviert sich dann aber in eindrucksvoller Weise zu einem energetischen Höhepunkt. Ein insgesamt recht hohes Level fällt eigentlich nur bei dem ziemlich disharmonischen "Alte Mühle" etwas ab. Fazit: Cumulo Nimbus liefern mit TOTENSONNTAG ein überwiegend sehr gutes Album ab, das abwechslungsreich und vielschichtig ist. Sie haben ein gutes Händchen für's Songwriting und zaubern auch viele interessante Ohrwurmmelodien aus dem Ärmel. Ich bin sicher, die Leutchen aus dem bayrischen Landsberg am Lech werden ihren Weg in diesem Genre gehen, egal ob man sie nun als Mittelalter- oder Renaissance-Metal bezeichnet. Denn letztendlich muss nicht die Genrebezeichnung den Hörer überzeugen, sondern die musikalische Qualität. Und die ist bei Cumulo Nimbus zweifelsohne gegeben.

S.M.