Rezension "Totensonntag"

von Neckbreaker

Eines muss ich gleich mal ganz zu Beginn loswerden. Mir sind in den letzten Jahren schon unzählige Stilarten begegnet, aber „Renaissance-Metal“ kommt mir heuer zum allerersten Male unter. Also was macht der neugierig gewordene Schreiberling? Er schnappt sich gleich mal „Totensonntag“, das dritte Album von CUMULO NIMBUS aus dem bayerischen Landsberg am Lech, von denen er vorher noch nie was gehört hat, zum Review und hofft, dass er dies später nicht noch bereuen wird. Denn ehrlich gesagt gibt es im weiten Feld des sog. „Mittelalter-Metals“, zu dem ich auch CUMULO NIMBUS zählen würde (ich hoffe die Band verurteilt mich wegen diesem Vergleich nicht zum Tode durch den Strick), neben einigen überragenden und innovativen Bands, auch einige ziemlich belanglose. Nun, was soll ich sagen, scheinbar waren die Götter gut gestimmt, denn CUMULO NIMBUS gehören definitiv eher zu der ersten Kategorie als zur zweiten. Puh, noch mal Glück gehabt! Ob das, was uns das Septett auf „Totensonntag“ präsentiert, jetzt so innovativ ist, wie es die Genrebezeichnung verkaufen möchte, sei mal dahingestellt, und das Attribut überragend würde ich auch (noch) nicht unterschreiben, aber die zwölf Songs von „Totensonntag“ verbreiten Freude und machen Spaß, und das trotz des überwiegend dunklen Flairs; soviel schon einmal vorab. Eines dürfte jedenfalls auch schon klar sein, wenn man Renaissance Musik mit Heavy Metal verknüpfen möchte. Man muss auch über die entsprechende Instrumentierung verfügen. CUMULO NIMBUS lösen dieses Problem dadurch, dass neben der gewöhnlichen Rockinstrumentierung aus E-Gitarre, Bass und Schlagzeug auch Instrumente wie Mandoline, Krummhorn, Laute, Violine sowie diverse Flöten zum Zuge kommen. Wie gesagt, Innovation sieht schon etwas anders aus, dafür verzichten CUMULO NIMBUS gottlob auf den Dudelsack und die Drehleier lässt man auch nicht leiern. Wie auch immer, das mit diesen diversen Instrumenten geschaffene Liedgut zeichnet sich durch eine stimmige Mischung aus den traditionellen Renaissance Einflüssen und denen des schweren Metalls aus, das muss ich CUMULO NIMBUS lassen. Ziel erreicht, muss man da konstatieren. Zum andern fällt auf, dass die Musik und die, zugegebenermaßen dezent kitschigen deutschen Texten, aber das kennt man aus diesem Genre auch nicht anders, wunderbar zueinander passen. Eigentlich kann man im Zufallsmodus jeden der 9 regulären Songs herauspicken, dazu gibt’s mit „Dämmerung“ ein atmosphärisch-düsteres Intro sowie mit „Irrfahrt“ ein nettes Zwischenspiel, gröbere Kritikpunkte offenbaren sich keine, und das will schon was heißen. Jeder Song ist für sich gesehen gelungen und in sich stimmig, mir persönlich gefallen der Opener „Carpe Noctem“, der ruhigere und schwerfällige Titelsong, die einzige Ballade „Blutrote Segel“ sowie das melancholische Epos „Stadt unter Wasser“ am Besten. Produziert wurde „Totensonntag“ wie schon sein Vorgänger „Stunde der Wahrheit“ von Peter Pathos (EX-FIDDLER'S GREEN) in seinen Sonic Slave Studios in Nürnberg, und das ziemlich amtlich, was im Falle von "Renaissance-Metal" bedeutet, dass alle Instrumente sowie die vielschichtigen Gesänge und Chöre miteinander im Einklang stehen. Extrem schade finde ich allerdings, dass man den Gesang der beiden Damen Carolynn und Lady Doro so weit in den Hintergrund gerückt hat, wenn die beiden Damen denn überhaupt mal zum Zuge kommen, was für mein Empfinden viel zu selten der Fall ist. Bitte in Zukunft mehr Weiblichkeit! CUMULO NIMBUS sind auf jeden Fall eine dicke Empfehlung für alle unter Euch, denen SUBWAY TO SALLY, IN EXTREMO oder SALTATIO MORTIS inzwischen viel zu sehr in Richtung Mainstream gewandert sind. Bleibt für mich nur noch die Frage offen, warum die Band selber im Infotext von einem „Machwerk“ spricht, sollte doch eigentlich allseits bekannt sein, dass ein „Machwerk“ ein „großer Haufen Mist“ ist, um es mal plakativ auszudrücken. Und das ist "Totensonntag" definitiv nicht! (Maik) Bewertung: 8 / 10

Mike